Einkehrtag am 18.03.2012 in Schuld

Der Bundesmeister im Bezirksverband Rhein-Ahr im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften Sigi Belz hatte die Schützenschwestern, Schützenbrüder und insbesondere die Schützenjugend der 19 Schützenbruderschaften im Bezirksverband Rhein Ahr eingeladen.

 

Es gehört bei den Schützen zum Brauch, den Einkehrtag zu Ehren des amtierenden Bezirkskönigs im Ort seiner Schützengesellschaft abzuhalten. So war es diesmal die Schützenbruderschaft St. Hubertus Schuld mit dem amtierenden Bezirkskönig und Brudermeister Herbert Schmitt, die den Einkehrtag ausrichteten und die Schützen Abordnungen mit ihren Vereinsfahnen und der Standarte des Bezirksverbands am Sonntagmorgen auf dem Vorplatz der katholischen Pfarrkirche St. Gertrud in Schuld empfingen. Von der Schützenbruderschaft St. Hubertus Schuld waren es außer den Schützen auch der Schützenkönig Norbert Pokuta mit seiner Schützenkönigin, Ehefrau Helena, sowie das älteste Mitglied der Schützengesellschaft, Klaus Pürling, und auch Reinhold Robert, dem Standartenträger Kevin Pokuta, selbst Bezirksschülerprinz im Jahre 2008, und die Ehefrau des Bezirkskönigs Magdalena Schmitt, die alle mit Bezirkskönig Herbert Schmitt zur gemeinsamen Messfeier in die Pfarrkirche einzogen. Die feierliche Messe wurde vom Präses der St. Hubertus Schützengesellschaft Schuld, Pfarrer Gebhard Lück, zelebriert. Die Fürbitten wurden von der Schützenkönigin Helena Pokuta und der Schützenschwester Martha Flintz vorgetragen.

 

Nach der Messfeier trafen sich alle im Saal des Pfarrheimes, wo die Schützenbruderschaft Schuld bereits alles vorbereitet hatte und Brötchen und Kaffee auf die Schützen warteten. Gestaltet wurde der Vormittag dann durch ein Referat zum Thema „Innere Sicherheit in Deutschland unter Berücksichtigung des Rechtsextremismus“. Dazu konnten der Bundesmeister Sigi Belz und sein Stellvertreter Georg Strang den Ersten Direktor a.D. Manfred Klink vom Bundeskriminalamt als Referenten begrüßen. Zuvor jedoch gab der Bundesmeister Sigi Belz einen kurzen Abriss in das folgende Referat, das von Manfred Klink in zwei Teilen vorgetragen wurde.

 

In der zwischenzeitlichen Mittagspause reichte der Gastgeber ein zünftiges Mittagessen. Der Bundesmeister ging auf die in der Presse veröffentlichten und teils heftig kontrovers diskutierten Beschlüsse der kürzlich statt gefundenen Bundesvertreterversammlung (Thema: „Homosexuelles Schützenpaar“) in Leverkusen vor einer Woche ein, klagte über eine Vielzahl unqualifizierter Kommentare bis hin zu massiven Drohungen gegen Präsidiumsmitglieder! Er verwahrte sich entschieden gegen Behauptungen, dass man einen Rechtsradikaler im Gegensatz zu einem Homosexuellen, der sich zu den christlichen Grundwerten bekennt, gar nicht erst aufgenommen werden würde. Sollte jemand im Laufe seiner Mitgliedschaft ins extreme politische Milieu abdriften, so würde er sofort aus den Mitgliedsvereinen ausgeschlossen, so Bundesmeister Sigi Belz zur Anmoderation des Referates mit dem Thema Rechtsextremismus. Hier unterstützte er auch die aktuelle Erklärung der Kreisstadt „Wir für Toleranz und Freiheit“, die sich auf am 24. März stattfindende Aktivitäten von rechten und linken Aktivisten im Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler bezieht.

 

Die Schützen erwarteten allerdings auch Toleranz aus der Gesellschaft für ihre Traditionen.

 

Anschließend stand auf der Tagesordnung das mit Spannung erwartete Referat von EDir. a.D. (Erster Direktor) im BKA (Bundeskriminalamt) Manfred Klink, langjähriger Dozent an der Polizeiführungsakademie in Hiltrup, zum Thema „Innere Sicherheit in Deutschland unter Berücksichtigung des Rechtsextremismus“. Das zweigeteilte Referat befasste sich zunächst mit einer Darstellung von Strukturen und Institutionen zum Thema „Innere Sicherheit“, im weiteren Verlauf mit aktuellen Fragen, soweit dies unter dem Gesichtspunkt aktueller Ermittlungen taktisch geboten und zulässig war, unter Bezug auf kürzlich und aktuelle Ermittlungen im Kreis Ahrweiler, insbesondere dem Polizeieinsatz im so genannten „Braunen Haus“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dem Referat folgte eine rege Diskussion.

Demokratische Gesellschaften sind offen, mit Freiheits- und Gleichheitsrechten, mit offenen Grenzen und hoher Mobilität. Was muss die Gesellschaft ggfs. aufgeben oder einschränken für die Sicherheit vor Terroranschlägen? In diesem Zusammenhang kam die Telekommunikationsverkehrsdatenspeicherung zur Sprache, das Bundesverfassungsgericht hat im Jahre 2010 in einem viel zitierten Urteil Stellung bezogen zur Vereinbarkeit mit Art. 10 Abs. I GG (Grundgesetz). Gesprochen wurde über die Länderzuständigkeit für die Polizei, über Sicherheitsbehörden wie den MAD (Militärischen Abschirmdienst), den Verfassungsschutz für den Bund und die Länder, über das BKA (Bundeskriminalamt) und den BND (Bundesnachrichtendienst), über die Kooperation der Sicherheitsbehörden und ihre parlamentarische Kontrolle. Internationale Kriminalität umfasst eine Reihe von typischen Straftaten, die Bedeutung von EUROPOL kam zur Sprache, die Konsultationspflicht der „Schengen-Staaten“, gemeinsame Fahndungssysteme.

 

Extremismus und oberbegrifflich revolutionärer Terrorismus bedrohen die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Statistische Erhebungen wurden vorgestellt, der Rechtsextremismus in seinen unterschiedlichen Gliederungen dargestellt, Begriffe des „rechten Weltbilds“ erläutert. Die Weltanschauung der Rechtsextremisten sei rassistisch, antisemitisch, nationalistisch und demokratiefeindlich, unfassbares Leid sei hierdurch über die Menschen gebracht worden, unbeschreibliche Verbrechen seien verübt worden. Der Rechtsextremismus geht (nach einer Definition) von einer rassisch oder ethnisch begründeten Ungleichheit der Menschen aus, betont den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum und lehnt den liberalen Wertepluralismus einer Gesellschaft ab … Dies wurde an Beispielen verdeutlicht. Gesprochen wurde über Art. 21 GG (Parteiverbot); die freiheitlich-demokratische Grundordnung wurde mit ihren Prinzipien gekennzeichnet. Einzelbeispiele und organisierte Vorgehensweisen von rechtsextremen Bestrebungen wurden aufgeführt, vorgesehene Maßnahmen dagegen erläutert.

 

Soziale Ursachen für aufkeimenden Rechtsextremismus erkannte man in zunehmender Armutsgefährdung, in Frustration durch sozialen Abstieg, in Perspektivlosigkeit und einem allgemeinen Werteverfall, alles dies schaffe einen gefährlichen Nährboden. Deutschland entwickelt sich zu einem sozial unausgeglichenen Land, hieß es. Es trete eine Unterwanderung ein, die fatalerweise rechte Extremisten gesellschaftsfähig erscheinen lässt …

Eine rege Diskussion setzte ein, das Thema ist immer wieder aktuell, die Bestrebungen aller demokratisch Gesinnten wenden sich geschlossen gegen jede Form von Unfreiheit, Willkür und Rassenhass. Prävention erfordert Information! Dies ist möglich in der Schule, in Vereinen, im gesamten gesellschaftlichen Leben, insoweit war der Vortrag ein begrüßenswertes Beispiel für Aufklärung über Gefahren.

 

Abschließend bedankte sich Bundesmeister Belz beim Erstem Dir. a.D. Manfred Klink mit einem Fresskorb dafür, dass er bereits zum dritten Mal im Kreis bei den Schützenbruderschaften ein Referat hält und spontan zugesagt hatte und wünschte den ca. 80 Schützenschwestern und Schützenbrüder eine gute Heimreise.